04.05. – 07.05.: Kuala Lumpur – Schmelztiegel der Religionen

Einblicke in die moderne Metropole Malaysias

Vor uns lag noch eine etwa einstündige Busfahrt vom Flughafen Kuala Lumpur. Beide Großflughäfen befinden sich etwa 80 km südlich von der malaysischen Metropole, die gleichzeitig die Hauptstadt Malaysias ist. Die verkehrstechnische Anbindung ist jedoch so gut, dass wir mit der Online-Beschreibung unseres Hostels Reggae Manson sicher unseren Bus zur Central Station fanden. Während der Fahrt wurden wir jäh daran erinnert, wo wir uns befanden: In den äquatorialen Tropen, den inneren Tropen, etwa auf dem 3. Breitengrad Nord, nur wenige hundert Kilometer nördlich des Äquators, wo tägliche Starkregenfälle, häufig begleitet von heftigen Gewittern, üblich sind.

Der Regen war so kräftig, dass das Wasser Wege in den Bus fand, ich mein linkes Bein nach innen drücken musste, um den Tropfen zu entgehen, und unsere Rucksäcke wurden nass, weil das Wasser den Weg in den Laderaum gefunden hatte. Als wir aus der hochmodernen, fahrerlosen U-Bahn ausstiegen, war der Spuk vorbei. Nur das schnell fließende Wasser in den Drainagesystemen und die nassen Wege und Straßen erinnerten noch an die kleine Sintflut. Diese Regenfälle erlebten wir übrigens auch die nächsten beiden Tage.

Schon in Bangkok und auf Koh Tao konnten wir uns an das feuchttropische Klima gewöhnen. In Kuala Lumpur erlebten wir nochmals eine Steigerung. Die Kleidung war ständig klamm, die Haut von der Feuchtigkeit stumpf. Das ganze Jahr hindurch beträgt die Luftfeuchtigkeit 80 oder über 80 Prozent. Es fallen ganzjährig hohe Niederschläge. Mit über 2400 mm Jahresniederschlag gehört Kuala Lumpur eindeutig zu den Feuchttropen. Auch mit den hohen Temperaturen hatten wir mittlerweile lange Eingewöhnungszeiten hinter uns gebracht (Peru, Nordchile, Nordargentinien, Brasilien, Costa Rica, Thailand). In Kuala Lumpur sind sie ganzjährig deutlich über 30 Grad, selbst während der Nacht herrschen ganzjährig T-Shirt-Temperaturen.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kuala Lumpur

 

Jan

Feb

Mär

Apr

Mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Dez

 

 

Max. Temperatur (°C)

32,1

32,9

33,2

33,1

32,9

32,7

32,3

32,3

32,1

32,1

31,6

31,5

Ø

32,4

Min. Temperatur (°C)

22,5

22,8

23,2

23,7

23,9

23,6

23,2

23,1

23,2

23,2

23,2

22,9

Ø

23,2

Niederschlag (mm)

169,5

165,4

240,9

259,2

204,4

125,3

127,2

155,7

192,8

253,1

287,8

245,7

Σ

2.427

Sonnenstunden (h/d)

6,0

6,8

6,7

6,6

6,7

6,5

6,5

6,1

5,5

5,5

5,1

5,2

Ø

6,1

Regentage (d)

11

12

14

16

13

9

10

11

13

16

18

15

Σ

158

Wassertemperatur (°C)

27

28

28

29

29

29

29

28

28

28

28

28

Ø

28,2

Luftfeuchtigkeit (%)

82

80

82

85

84

83

83

82

83

85

86

85

Ø

83,3

Quelle:Malaysia Meteorological Department; wetterkontor.de

 

Malaysia – ein aufstrebendes Schwellenland

Malaysia ist mit knapp 330000 km2 fast so groß wie Deutschland, hat aber nur etwas über 28 Millionen Einwohner. Während die meisten Ein-wohner in West-malaysia auf der Halbinsel Malakka leben, sind die Landesteile Sabah und Sarawak (Ostmalaysia, Insel Borneo) nur sehr dünn besiedelt.

Seit 1957 ist Malaysia nach dem Rückzug der Briten unabhängig. 1963 umfasste die Förderation Malaya das Gebiet des heutigen Malaysias, mit der Ausnahme, dass Singapur 1965 aus der Förderation ausschied. Malaysia ist die einzige Wahlmonarchie der Welt. Alle fünf Jahre wechselt der König, der von einem der Sultane der jeweiligen malaysischen Sultanate gestellt wird. Malaysia ist eine parlamentarische Monarchie nach englischem Vorbild. Während unseres Aufenthaltes in Kuala Lumpur waren Parlamentswahlen. Die jungen Malaysier, mit denen wir uns im Hostel Reggae Manson unterhielten, wünschten sich endlich einen Regierungswechsel, der für den Oppositionsführer durchaus erreichbar schien. Nach der Wahl hörten wir Äußerungen und lasen Berichte, wonach bei der Wahl manipuliert worden sei. Im Ergebnis wurde das alte Parteienbündnis Barisan Nasional unter der Führung der United Malays National Organisation bestätigt. Zweifel in Hinblick auf die demokratischen Verhältnisse sind sicher berechtigt, denn das Bündnis regiert bereits seit 1957, viele Jahrzehnte sogar mit einer Zweidrittelmehrheit, so dass Verfassungsänderungen jederzeit möglich waren.

So konnte die islamfreundliche Partei eine Politik etablieren, nach der die ethnischen Malaien, die sogenannten Bumiputras (etwa 50 % der Bevölkerung), systematisch bevorzugt werden, z. B. bei Einstellungen im öffentlichen Dienst oder durch Quoten für Studienanfänger. Die Chinesen (25 % der Bevölkerung) hingegen dominieren das Wirtschaftsleben, besetzen hier die Schlüsselpositionen. Dazu gesellen sich Inder (rund 7 %), verschiedene indigene Völker (11 %) und sonstige südostasiatische Nationalitäten.

In Kuala Lumpur leben Volksgruppen und Religionen friedlich nebeneinander

In Kuala Lumpur leben rund 1,5 Millionen Menschen, die Metropolregion mit über 8 Millionen Menschen beherbergt fast ein Drittel der Bevölkerung Malaysias. Folge: Die Westküste Westmalaysias ist der wirtschaftliche Motor des Schwellenlandes. Hier wird der größte Teil des beachtlichen Bruttoinlandproduktes von immerhin rund 10000 US-$ pro Kopf (kaufkraftbereinigt etwa 15000 US-$) erwirtschaftet. In Malaysia werden neben elektronischen Produkten sogar eigene Automarken wie Perodua und Proton produziert. Die Biotechnologie wird gezielt gefördert. Malaysia ist nach den südostasiatischen Tigerstaaten, den Industrieländern Singapur, Südkorea, Taiwan und der chinesischen Stadt Hongkong, das am höchsten entwickelte Land Südostasiens.

Als wir 60 km südlich von KL, wie die Malaysier liebevoll ihre Hauptstadt nennen, landeten, wurden wir sogleich daran erinnert, dass wir uns in einem muslimischen Staat befinden: Die weiblichen Mitarbeiter des Flughafen trugen überwiegend Kopftücher. Der Islam, der durch arabische Kaufleute und Gewürzhändler bereits Ende des siebten Jahrhunderts nach Malaysia importiert wurde, gewann seit dem 14. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung, weil viele Araber einwanderten und sich mit den indigenen Bevölkerungsgruppen vermischten. Heute ist der sunnitische Islam Staatsreligion. 60 % der Bevölkerung Malaysias sind islamisch. Die traditionell liberale Ausrichtung hat allerdings seit der islamischen Renaissance der 70er Jahre zu einer orthodoxen Ausrichtung geführt. Danach sind alle ethnischen Malaien automatisch Muslime, die Heirat mit Andersgläubigen ist untersagt. Die Konvertierung zu einer anderen Religion ist mit sehr vielen Hindernissen versehen, so dass ein Wechsel praktisch unmöglich ist. So ist die in der Verfassung formulierte Religionsfreiheit nur Makulatur.

Wir haben KL in unser Herz geschlossen, gerade weil KL ein Schmelztiegel von Völkern und Religionen ist, auch wenn es hier erhebliche Abweichungen vom landesweiten Durchschnitt gibt. Denn in KL stehen 52% Chinesen nur 39% Malaien gegenüber, Buddhisten und Muslime sind mit etwa 40% gleichstark vertreten. Deshalb sind die religiösen und ethnischen Probleme in Kuala Lumpur nicht in gleicher Weise spürbar wie vermutlich in den anderen Landesteilen. Jedenfalls spürten wir, dass die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen offenbar friedlich und ohne Spannungen miteinander auskamen. . In der pulsierenden Millionenmetropole gibt es vielerorts Minarette der Moscheen, christliche Kirchtürme, chinesische Pagoden und indische Tempel.

Gelungene Stadtplanung

In KL setzte die malaysische Administration das fort, was die Briten 1896 begannen, als KL Hauptstadt der Kolonie wurde: Die Stadtplanung hat ein beeindruckendes Stadtbild geschaffen. Tatsächlich ist es gelungen, das Nebeneinander verschiedener Kulturen zu erhalten und gleichzeitig eine moderne hochfunktionelle Stadt zu schaffen. Ein Mal mehr stellte es sich heraus, dass Hostels einen wesentlichen Vorteil bieten. So erhielten wir im Reggae Manson freundliche Unterstützung und hilfreiche Tipps für unseren doch recht kurzen Zwischenstopp in KL. Eine vom Hostel angebotene Rundtour ermöglichte es uns einen umfassenden Eindruck von Kuala Lumpur zu erhalten.

Zudem erlebten wir zumindest im Stadtbereich die hochmoderne, führerlose U-Bahn als hocheffizientes Verkehrsmittel, das uns jederzeit und schnell bis in den Innenstadtbereich zu den Petronas Towers brachte, und jener den Towers angeschlossener Mall (Suria KLCC), die schlechthin als Einkaufsparadies für Touristen vor allem aus dem arabischen Raum oder auch aus Singapur gilt.

Die Petronas Towers sind übrigens mit 452 m Höhe die höchsten Zwillingstürme der Welt und gemeinsam das siebthöchste freistehende Gebäude der Welt. Im Vergleich dazu waren die beiden Haupttürme des World Trade Centers bis zum Dach 417 m und 415 m hoch (mit Antenne jedoch
527 m). Die Petronas Towers ragen über eines der größten Einkaufszentren (Mall) Malaysias, das Suria KLCC.

In Südostasien ist nicht alles billiger

Dass es mir auch hier nicht gelang, meine geliebte Canon G10, deren Objektiv am Atlantikstrand von Maryland (USA) seinen Geist aufgab, reparieren zu lassen, ist eine andere Geschichte. Denn preislich hätte sich eine Reparatur weder in Bangkok noch hier, in KL, gelohnt, weil die Reparaturkosten mit den deutschen Preisen erstaunlicherweise vergleichbar sind. Im chinesischen Viertel keimte erneut Hoffnung auf: Ein Fotogeschäft warb mit Kamerareparaturen aller Art. Doch der chinesische Inhaber machte dem Ruf, Chinesen hätten kaufmännisches Geschick, alle Ehre. Schnell erkannte er meine Situation und bot mir den Kauf der Kamera an, wissend, dass sich eine Reparatur in Deutschland nicht lohnen würde und ich die Kamera sicher nicht noch weiter durch Südostasien schleppen wollte. 35 € bot er mir, notgedrungen willigte ich ein, auch ein bisschen froh, für die Weiterreise mehr Platz im Rucksack zu haben und mich am Ende nicht zu ärgern, die Kamera als Elektronikschrott in Deutschland entsorgen zu müssen.

Ein zweiter Besuch würde sich lohnen

Kuala Lumpur und Malaysia hätten einen längeren Aufenthalt sicher verdient gehabt. Vielleicht kehren wir irgendwann ein Mal wieder zurück. Jetzt stand der Weiterflug nach Yogyakarta (Indonesien) bevor. Wieder ein Mal hatten wir einen günstigen Flug bei Air Asia gebucht, deren Hautdrehkreuz Kuala Lumpur ist. Mit einem Proton Taxi verließen wir frühmorgens um 6.30 Uhr unser Hostel in Kuala Lumpur. Übrigens: Das Reggae Manson Hostel ist eine wirkliche Empfehlung, nicht zuletzt wegen der tollen Dachterrasse mit Bar on the Top. Vielleicht kommen wir tatsächlich ein Mal wieder, und wenn es während eines Zwischenstopps ist.

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