18.08. - 27.08: Brasilien - Endlich in der Wärme

 

Gerne ein zweites Mal - die Iguazu Fälle

Wir hatten Glück: Die Sonne verwöhnte uns mit ihren Sonnenstrahlen, die im subtropischen Südwinter für angenehme Temperaturen sorgten. Die Iguazu-Fälle gehören zu den mächtigsten Wasserfällen weltweit. Während unserer Weltreise 2012/2013 waren wir bereits im Verlauf unserer Südamerikatour im März 2013 dort. Dieses Mal hofften wir auf sonniges Wetter beim geplanten Besuch der argentinischen Seite. Und wir hatten Glück... Warmes, subtropisches Winterwetter beglückte uns, heiße Tage und warme Nächte erzeugten jenes Sommergefühl, das wir in Peru und Bolivien vermissten und das wir nur zu Beginn im tropischen Equador erleben konnten. Dieses Mal unternahmen wir die Tour auf eigene Faust mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Busse pendeln über die Grenze, Wartezeiten im Zuge der Einreise- und Ausreiseformalitäten kalkulierten wir ein. Um die Wartezeit zu umgehen, trampten wir von der Grenze bis zur Busstation auf der argentinischen Seite.

Das ohrenbetäubende Rauschen des in die Tiefe stürzenden Wassers vor Augen, kamen mir fast die Tränen, weil ich noch ein Mal dieses atemberaubende Naturschauspiel erleben durfte. Jetzt fuhren wir auch mit Spezialbooten in die Gischt der Wasserfälle, nur knapp konnte ich bei dieser Aktion meine Kamera im Seesack retten. So nah waren wir diesen Naturgewalten, dass wir deren unbändige Kraft zumindest erahnen konnten. Beschwingt von der Bootsfahrt gingen wir staunend und genießend bis zum "Devils Throat", jenem Ort, wo gewaltige Wassermassen in ein scheinbar endlos tiefes Loch stürzen. Das Ende ist nicht zu sehen, weil die Gischt die Sicht versperrt. Am Ende des Tages waren wir sicher: Iguazu gehört zu den absoluten Highlights Südamerikas.

Kurztrip nach Paraguay - Anfängerfehler beim Einkaufen

Ciudad del Este ist nach Asunción die zweitgrößte Stadt Paraguays und Hauptstadt des Departamentos Alto Paraná. Rund 330000 Menschen leben hier, der Großraum zählt fast eine Million. Im Hostel in Foz wurden wir gewarnt, alles zu sichern, nicht mit dem Paraguay Bus zu fahren und Wertsachen wie Kameras gar nicht erst mitzunehmen. In Ciudad del Este wollten wir einkaufen, so wie es viele Brasilianer und Südamerikaner tun. Wir fuhren mit einem Foz-Linienbus bis zum Rio Parana und passierten zu Fuß Grenze und Grenzbrücke.

Es herrschte reger Verkehr: Roller, kleine Motorräder, alte Autos, aber auch neue Fahrzeuge der Luxusklasse fuhren in beide Richtungen über die Brücke. Die meisten kamen aus Paraguay, einem der ärmsten Länder Südamerikas. Vermutlich wurden viele Waren über die Grenze geschmuggelt.

 

Hinter der Brücke erledigten wir komplikationslos und schnell die Grenzformalitäten, denn Ciudad wartet auf finanzstarke Ausländer. Die Hauptstraße war noch nicht vollständig befestigt, vielerorts wurde gebaut und provisorische Verkaufsstände boten Waren aller Art an, während hartnäckige Straßenhändler uns Nikesocken unbekannter Herkunft verkaufen wollten. Wir hatten nicht vor, weit in das unübersichtliche Schmugglerparadies einzudringen, sondern steuerten zielgerichtet eine modern aussehende Elektronikeinkaufsmeile an.

Schnell hatte ich mein Vorhaben, ein Smartphone zu kaufen, aufgegeben. Zu undurchsichtig waren Garantiebedingungen und Herkunft der Geräte. Von Geschäft zu Geschäft variierten die Preise um mehr als hundert Dollar, die Preise wurden augenscheinlich nach spontaner Begutachtung gemacht. Dennoch: Mit leeren Händen wollten wir Paraguay nicht verlassen. So fiel unsere Wahl auf einen handlichen, gut klingenden Bluetooth-Lautsprecher, dem Flip 2 von JBL, vermeintlich günstige 85 € mussten wir bezahlen.

Über die Brücke verließen wir Paraguay, unter uns floss der Rio Parana, in der Ferne sahen wir Boote, die über den Fluss zwischen Brasilien und Paraguay fuhren. Vielleicht wurden auch hier einige Waren geschmuggelt. Schmuggeln scheint hier ein risikoloses Geschäft zu sein, den augenscheinlich gab es keine wirksamen Grenzkontrollen.

Doch die Geschichte endete erst in Deutschland. Schon beim Kauf wunderten wir uns über das vermeintlich hintergründige Lachen des Verkäufers. Was uns zunächst als Freundlichkeit erschien, entpuppte sich im Nachhinein als eine schadenfreudige Geste, die aus dem Triumph resultierte, Europäer über den Tisch gezogen zu haben. Denn schon im Hostel bemerkten wir, dass das Netzteil fehlte. Ohne Strom konnten wir unsere neue Errungenschaft nicht ausprobieren. Unsere Weiterreise stand bevor, ein erneuter Besuch Paraguays war insofern unmöglich. Zurück in Deutschland konnte auch ein bei Expert gekauftes Universalnetzteil die JBL-Tube nicht ertönen lassen: Das Gerät war augenscheinlich defekt.

 

Ich verfasste einen bösen Brief, wollte diesen von einer Kollegin ins spanische übersetzen lassen. Gleichwohl wusste ich, dass ein Erfolg kaum möglich sein würde. Schließlich endete die Geschichte sehr unerwartet: Ich schickte die Box als Garantiefall zu JBL-Deutschland - und bekam tatsächlich eine neue Box, sogar den Nachfolger JBL-Flip-3, Neupreis 129 €.

 

Überraschendes Foz do Iguazu

Vor zwei Jahren in Foz waren wir etwas außerhalb im empfehlenswerten Hostel Klein (Word-Download) untergekommen. Damals genossen wir die gesellige Atmosphäre und die Touren mit Klein senior und seinem alten Mitsubishi Bus. Jetzt lernten wir Foz als Stadt kennen. Neben den guten Busanbindungen genossen wir das kulinarische Angebot in einem Restaurant unweit unseres Hostels, das sicher zu den besten gehört, dass wir in mittlerweile neun südamerikanischen Ländern kennengelernt hatten. Das Concept Design Hostel ist in jedem Fall empfehlenswert, obwohl der Charakter eher dem eines Hotels ähnelt. Zudem konnte ich in einem Bierspezialgeschäft brasilianische Biere genießen, die geschmacklich zum Spitzenniveau gehören - allerdings auch zu europäischen Spitzenpreisen. Wir waren glücklich, noch ein Mal kurz die Luft des Rio Parana geschnuppert zu haben... Ich glaube ein dritter Besuch, mit der Reisevariante, das Patanal zu besuchen, ist durchaus lohnenswert.


Rio de Janeiro - 4 Tage sind eigentlich zu kurz

Rio, Stadt des Karnevals, des Sambas, der Lebensfreude und des Sports. An den Stränden wird Beachsoccer, Beachvolleyball, Beachtennis und anderes mehr gespielt. Abends werden im Sand Trainingsparcours ausgelegt, um die Fitness zu trainieren. In Outdoorfitnessstudius am Meer trainieren Männer mit selbst gebauten Gewichten aus Stahlstangen, Blecheimern und Beton ihre Muskelkraft, während in den Wellen des Atlantiks die Surfer scheinbar spielerisch ihr Können zeigen.

 

Wir haben Rio genossen. Im gewohnt "hohen Tempo" erkundeten wir einige Stadteile Rios zu Fuß, mit dem Bus oder mit dem Fahrrad. Wenn wir es auch nicht schafften, die riesige Statue von Christo auf dem Berg Corcovado zu besuchen, einem der neuen sieben Weltwunder, so genossen wir die spektakuläre Aussicht vom Zuckerhut auf Rio. Aber wir sahen nicht nur die Zuckerseiten dieser faszinierenden Stadt, sondern tauchten auch ein wenig in das Raue, das Authentische dieser Stadt ein und besuchten eine Favela. Dort glitzert die Sonne nicht im Meer, sondern brennt auf Regentonnen, Müllhalden und schiefen Hütten aus Ziegel und Beton.

 

Wir nächtigten im sicheren Stadtteil Botafogo im Meiai Hostel, schätzten das gute Frühstück und das hilfsbereite Personal. Wir fühlten uns in Rio jederzeit ungefährdet, auch wenn unser Gefühl durchaus trügerisch war. In Rio sind Diebstähle an der Tagesordnung. Für die Copacana werden Tipps verbreitet, nur mit ein wenig Bargeld, ohne Kreditkarten und Kamera den von Hochhäusern gesäumten Strand zu besuchen. Die Copacana ist ein sozialer Schmelztiegel, wo niemand die soziale Herkunft der Strandbesucher erkennen kann. Der Strand als der demokratischste Ort Rios. Hier treffen sich Generaldirektor und Favelabewohner. Die spärliche Bekleidung, Badelatschen und Short, verwischen die sozialen Unterschiede.

 

Rio ist eine Stadt der Superreichen, die in Luxushäusern im Stadtteil Santa Teresa am Fuße des Zuckerhutes, in einen der vielen Luxusappartements der Copacabana oder Ipanemas wohnen, der Tagelöhner, der Aufsteiger und der von der Entwicklung abgehängten Menschen, die ihren tristen Überlebenskampf in einen der zahllosen Favelas führen.

 

Rio gehört zu unseren absoluten Stadtfavoriten! Aber 4 Tage sind eigentlich zu kurz, um die Metropolregion wirklich kennenzulernen.

 

Infos zu Rio

 

Rio de Janeiros Beinamen lautet „A cidade maravilhosa“ – die wunderbare Stadt, nicht zuletzt wegen seiner spektakulären Lage am Meer zwischen den zahlreichen Granithügeln, die der Erosion nachhaltig trotzen. Rio de Janeiro, liegt an der Guanabara-Bucht im Südosten des Landes. Der Name (deutsch Januar-Fluss) beruht auf einem Irrtum des Seefahrers Gaspar de Lemos, der die Bucht am 1. Januar 1502 entdeckte und für die Mündung eines großen Flusses hielt. Rio ist die zweitgrößte Stadt von Brasilien und von Südamerika. Das Ballungsgebiet ist das drittgrößte in Südamerika. Von 1822 bis 1960 war Rio de Janeiro Hauptstadt Brasiliens. 1960 wurde die Stadt von Brasilia als Hauptstadt abgelöst.

 

Im administrativen Stadtgebiet leben rund 6,4 Millionen Menschen (2013). Die Metropolregion hat über 12 Millionen Einwohner. Somit gehört Rio de Janeiro zu den Megastädten dieser Welt. Rio liegt fast auf dem 23 Breitengrad südlicher Breite, also nur einen halben Grad nördlich des südlichen Wendekreises und damit in den Randtropen. Wegen der Lage am Atlantik ist Rio grundsätzlich wechselfeucht (feuchtes Passatklima).

 

Temperatur und Niederschlag im langjährigen Mittel (1961–1990)

 

 

Jan

Feb

Mär

Apr

Mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Dez

   

Max. Temperatur (°C)

29,4

30,2

29,4

27,8

26,4

25,2

25,3

25,6

25,0

26,0

27,4

28,6

Ø

27,2

Min. Temperatur (°C)

23,3

23,5

23,3

21,9

20,4

18,7

18,4

18,9

19,2

20,2

21,4

22,4

Ø

21

Niederschlag (mm)

114,1

105,3

103,3

137,4

85,6

80,4

56,4

50,5

87,1

88,2

95,6

169,0

Σ

1.172,9

Sonnenstunden (h/d)

7

7

7

6

6

6

6

7

5

5

6

6

Ø

6,2

Regentage (d)

12

9

9

10

8

6

6

6

9

10

11

13

Σ

109

Wassertemperatur (°C)

25

25

26

25

24

23

22

22

22

22

23

24

Ø

23,6

 

Zwischen Fußball-WM und Olympiade - Rio rüstet sich

Von den umfangreichen Bauvorhaben bekamen wir nichts mit. Aber Rio rüstet sich. Radikal versucht die Obrigkeit Maßnahmen gegen die Kriminalität zu ergreifen. "Der Strand als Kriegsschauplatz", titelte die Onlineseite der Süddeutschen am 12.10.2015 (www.sueddeutsche.de/reise/rio-de-janeiro-der-strand-ein-kriegsschauplatz). Badegäste aus Armenvierteln stehen unter Generalverdacht: "Wer darf zum Strand?" Dazu werden Busse einfach umgeleitet. Thaina de Medeiros, Anführer der Bewegung "Coletivo Papo Reto", setzt sich für den freien Strandzugang aller Bewohner Rios ein. "Ohne Hemd herumzulaufen, ist kein Verbrechen", ist sein Credo. Während einer Veranstaltung in Ipanema waren die Waffen eines Polizeihubscharubers stets auf den Sprecher gerichtet. Anwohner versuchen die Strände darüber hinaus auf eigene Faust zu schützen: Justceiros, Kampfsportler aus der Ober- Mittelschicht, jagen dunkelhäutige Kinder durch die Straßen.

 

Aber Rio hat die Fußball-WM überstanden und wird auch die Olympiade überstehen, wahrscheinlich auch ohne den Aktionismus, der Sicherheit vorgaukeln soll. Das am Ende Schulden für Brasilien verbleiben und die Verlierer mal wieder die Armen sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls werden sich auch in Zukunft der Generaldirektor und der Favelabewohner an der Copacabana treffen: Beide in Shorts und Badelatschen.

 

Ausflug zu den atlantischen Regenwäldern oder wie wir auf ein Partyboot gelangten

Wir standen an einem Strand südlich von Rio, etwa drei Stunden Busfahrt entfernt, und warteten erwartungsvoll auf unser Schiff. Das sollte uns zu einem Naturschutzgebiet bringen. Unser Ziel: Die atlantischen Regenwälder, die unter dem Einfluss feuchter Passatwinde eine sehenswerte grüne Mannigfaltigkeit entwickeln. Ich hatte davon gelesen und eine nette Mitarbeiterin unseres geschätzten Meiai Hostels hatte uns davon vorgeschwärmt und uns eine Tour empfohlen... die sie auch prompt buchte.

 

Nach einigem Warten, das wir nutzten, um auf das Meer und die vorgelagerten Inseln zu schauen, auf denen sich die Wälder befinden sollten, kam ein größeres Holzschiff, das seine Ankunft mit lauter Discomusik ankündigte. Das Schiff war gefüllt mit spärlich bekleideten Brasilianern, die nach der Musik tanzten und augenscheinlich schon mehrere Cocktails getrunken hatten. Und wir mittendrin! So wurde aus der geographischen Exkursion zu den Regenwäldern eine Fahrt mit einem brasilianischen Partyboot, die immerhin soziologische Beobachtungen ermöglichte. Schon nach kurzer Zeit vergaßen wir das Missverständnis einer fehlgeleiteten Buchung. Auch wenn wir uns nicht dem Alkoholkonsum hingaben, dem die Passagiere allzu offenherzig zusprachen, gewannen wir der Fahrt auch positive Eindrücke ab: Inselhopping, Baden, Essen, kurze Spaziergänge am Strand und einen kurzen Blick in die brasilianische Partylaune.

 

Nie ohne Führung - Besuch in einer Favela

Favelas gibt es in Brasilien seit 1897: Ehemalige landlose Sklaven begannen unbewohnte Hügel mit Behelfsbaracken zu bebauen. Rios Stadtbild wird von vielen Hügeln mit steilen Hängen geprägt, die der Erosion trotzen, weil sie aus Granit bestehen. Der höchste und bekannteste ist eines der Wahrzeichen Rios, der 394 m hohe Zuckerhut. Im Zuge eines starken Bevölkerungswachstums und der Landflucht wuchs die Anzahl der illegalen Barackensiedlungen der Armen, deren Häuser sich fast schon kunstvoll bis in die steilen hohen Lagen der zahllosen Berghänge krallen.

 

Die Favelas sind Bereiche aus selbst gebauten Häusern. Sie befinden sich meistens illegal auf Landeigentum und umgeben wie ein Meer aus Hütten die Stadtränder der Megacities. Diese Armenviertel sind überwiegend ungeplant, ohne nummerierte Straßen, Sanitäranlagen, Telefon oder Kanalisation.

 

Hier sind Subkulturen entstanden, die Brennpunkte sozialer, kultureller, politischer und krimineller Disbalancen sind. Ohne Wasser-, Abwasser- und Stromversorgung sowie fehlender Müllentsorgung stellen diese auch in ökologischer und hygienischer Hinsicht Problemgebiete dar, die die größtmögliche Steigerung der "Unwirtlichkeit der Stadt -Anstiftung zum Unfrieden" im Sinne Alexander Mitscherlichs darstellen. 2010 lebten in Brasilien 6% der Bevölkerung, mehr als 11 Millionen Menschen in diesen Armensiedlungen. Die meisten gibt es in Rio de Janeiro und in Sao Paulo.

 

Rund 1,4 Millionen Menschen, jeder fünfte Einwohner Rios lebt in einer der 763 Favelas, die das Stadtbild der Olympiastadt mitprägen und meist in direkter Nachbarschaft an die Siedlungen der Reichen grenzen. In dem Mikrokosmos von etwa jeder dritten Favela herrschen Drogenbanden, die sich untereinander bekriegen und deren Konflikte oft zwischen den Banden der vielen Favelas ausgetragen werden.

 

Seit 2008 werden Elitepolizisten (Bope) eingesetzt, die in 174 Favelas mit 37 Einheiten der sog. „Befriedungspolizei“ (UPP – Unidades de Polícia Pacificadora) Drogendealer fernhalten sollen. (siehe Karte). Tatsächlich hatte das zum Teil Erfolg, so zum Beispiel in der Favela Santa Marta im Stadtteil Botafogo, wo unser wunderbares Meiai Hostel war: Aus einer ehemaligen Konfliktzone wurde eine Touristenattraktion. Die Ein- und Ausgänge werden dort von den Polizeistationen kontrolliert – bisher mit Erfolg. Vor allem vom Vorfeld der WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 setzte Brasilien Armee und Militärpolizei ein, um die Favelas unter staatliche Kontrolle zu bringen.

 

Dennoch gibt es zahlreiche Favelas, die man selbst mit Führung nicht betreten sollte. Im Hostel wurde eine geführte Tour zu einer Favela angeboten, der Favela Rocinha (siehe Karte).

 

Rocinha – Rio’s Stadt innerhalb der Stadt, ist mit seinen zahlreichen zusammengedrängten Häusern und einem Labyrinth aus Straßen und Gassen die größte Favela Rios. Schätzungen zufolge leben an die 250.000 Menschen in dem Viertel, offiziell sind es allerdings 70.000. Das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt nur US $240, für ein Schwellenland wie Brasilien ein Einkommen deutlich unter dem Existenzminimum. Dennoch zählt die Favela zu den besseren Armenvierteln - hier gibt es sogar einen eigenen Fernsehkanal (TV ROC). In Rocinha sahen wir deutlich die soziale Differenzierung einer typischen Favela: Die besonders sozial Schwachen wohnen an den höher gelegenen Berghängen, wo die Häuser nur noch zu Fuß zu erreichen sind.

 

In Rocinha wohnen längst nicht nur die Armen, sondern auch Menschen auf dem Sprung zur aufstrebenden Mittelschicht des Schwellenlandes: Altbewohner erweitern ihre Häuser in die Höhe und vermieten an Neuankömmlinge für 5 € den Quadratmeter, Geschäfte und Dienstleister sind Indikatoren eines erfindungsreichen Unternehmertums. Der Staat versucht zudem mit sozialen Projekten die Entwicklung voranzubringen: Kunstprojekte, ein Hostel mitten in der Favela oder ein Kindergarten für Kinder sehr junger Mütter bringen ein Stück Normalität in die Unwirtlichkeit von Rocinha. Eine große Schule direkt am Rand der Favela soll die Chancen der Jugendlichen verbessern. Die Lebenszustände hier sind sicher nicht vergleichbar mit denen in den Slums Afrikas und Indiens.

 

Gleichwohl sind die Zustände in Rocinha immer noch prekär. Zwar bestehen die meisten Gebäude aus Backsteinen und Zement, die Mehrzahl besitzt fließend Wasser und Strom. Die Verfügbarkeit von Sanitäreinrichtungen sind aber weiterhin das größte Problem. Das Abwasser wird in Rocinha über große Kanäle zwischen den Häusern bergab geleitet.

 

Ohne Führung hätten wir uns im Labyrinth der engen Gassen verlaufen. Das ist auch der Grund für eine kaum organisierte Müllentsorgung. Stattdessen gibt es überall kleine, offene Müllhalden, dessen Konglomerat nur schwer zu identifizieren ist. Die freilaufenden Hühner lassen sich davon jedoch nicht abschrecken und scharren nach Nahrung.

 

Als unser Guide ein unscheinbares dünnes, baumwollartiges Garn mit den Worten, das sei verboten, fand, wurden wir daran erinnert, dass Rio zu den Städten mit den meisten Morden zählt. "Diese Bänder werden von Favellabanden benutzt um Motorradfahrer rivalisierender Banden zu töten", erzählte unser Guide. "Sie werden als Fallen über Straßen hochgezogen, sobald ein Motorrad kommt, und trennen im schlimmsten Fall den Kopf ab." Am Fuße des Favellaberges sahen wir kurz darauf das Gegenmittel: Ein Motorrad hatte am Lenker eine einer Antenne ähnelnde Konstruktion, deren Stahl am oberen Ende scharf und nach vorne umgebogen war. "Hier fädelt das dünne Seil ein und trennt es durch", erklärte unser Guide, bevor wir in den Van einstiegen, der uns zurück zu unserem Hostel im weitgehend friedlichen Botafogo brachte.

 

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