27.07 - 01.08: Chillen im semiariden Südwesten Equadors

Ein fahrender Marktplatz

Der Bus hielt in jedem Ort, obwohl wir auf Empfehlung, um die vielen Stopps zu vermeiden, einen Executivo gebucht hatten. Dafür ging das Einchecken um so schneller. Das Taxi hatte uns um 7.05 Uhr am modernen Busbahnhof in Quito abgesetzt. In 10 Minuten hatten wir die Tickets gekauft und saßen im Bus. Besseres Timing geht nicht.

Zwischenzeitlich hatten wir Zweifel, ob wir das Ziel pünktlich erreichen würden. Denn nicht nur die Stopps hielten auf, sondern bei jedem Halt stiegen Dutzende fliegende Händler ein, durchkämmten den Bus und versuchten von diversen Essensangeboten, Getränken, Bekleidungsstücken und dergleichen mehr zu verkaufen. Dabei fuhren einige über viele Kilometer im Bus mit und kehrten mit einem anderen Bus, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr, zurück zum Ausgangspunkt, wo sie ihre Warenbestände auffüllen konnten.

Bisweilen stiegen Männer zu, die sich als Marktschreier präsentierten, große Vorträge über die unzureichende Gesundheit in Equador hielten, um anschließend zweifelhafte Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. Auch ein Blinder, der von einem kleinen Jungen in den Bus begleitet wurde, kurz seine Lebensgeschichte erzählte und nach einem ganz passablen Gesang um kleine Spenden bat, begleitete uns für rund 10 km.

Augenscheinlich sind die Buscompanies und deren Fahrer sehr tolerant. Auf allen Busstrecken zusammengerechnet verdienen sicher einige Tausend fliegende Händler ihr, wenn auch kärgliches, Einkommen mit diesen für Entwicklungsländer informellen Jobs. Um 17.30 erreichten wir sogar eine halbe Stunde vor der angekündigten Zeit Puerto Lopez. Dazu raste der Bus allerdings durch die Berge, dass Schreiben, Lesen oder auch Schlafen durch starkes Rütteln und immense Fliehkräfte erheblich eingeschränkt war.

Wir treffen einen alten Bekannten - TukTuk

Für einen Dollar in die Hosteria Mandala. Das ist nur mit einem TukTuk möglich, wenn auch das Gepäck trickreich verstaut werden muss. In Südostasien sind die engen, überdachten Dreiradtaxis als billiges Transportmittel und als Arbeitsplatzbeschaffer nicht wegzudenken. In Peru sind wir zum ersten Mal vor zwei Jahren in Chivay und in Ica mit diesen spartanischen Mototaxis gefahren. In Puerto Lopez gab es fast nur Moto Taxis. Immer wieder nutzten wir diese, wenn es schnell und unkompliziert gehen sollte - für einen Dollar.

Eine Kleinstadt mit Potential - Puerto Lopez

Drei Equadorianer sitzen vor einem kleinen Haus, die Fenster sind offen, links fehlt es. Einer der Männer liegt in der Hängematte, drei Bierflaschen stehen auf dem unansehnlichen Betonboden. Vor dem terrassenähnlichen Vorbau liegt ein Haufen Bauschutt, auf dem ein Hund vor sich hindöst. Drei Tage später sitzen die Männer wieder dort, nichts hat sich verändert: Das kaputte Fenster, der Bauschutt, der dösende Hund.

Mit meiner nordeuropäischen Brille fallen die drei Männer durch mein Bewertungsraster. Puerto Lopez, zwischen Potential und den Dingen, die nicht getan werden, drei Männer, die wahrscheinlich auch noch in einer Woche sich dort treffen, im gleichen Umfeld. Einige Häuserfronten sind gemauert, gefliest oder bunt angestrichen, das ist ein Anfang. Die Seitenfassaden sind jedoch derart unansehnlich, dass die Gebäude eher einer Bauruine gleichen. Obere Geschosse sind unfertig, sie verfallen, bevor sie fertiggestellt sind.

Aus den Dächern vieler Gebäude ragen Drahtgeflechte für den Weiterbau. Doch nichts geschieht. Nachdem die Besitzer die Förderung für die Untergeschosse kassiert haben, bauen sie nicht weiter, weil sie das nächste Geschoss selber bauen müssen. Folge: Ganze Straßenzüge sind umgeben von Bauruinen.

Einsame Inseln in der Stadt machen jedoch Hoffnung, gepflasterte Wege, gemütliche Bars und Restaurants. Die Lage am Pazifik, ein schöner, 4 km langer Strand und die Wale, die sich zu Hunderten zum Paaren und Gebähren zwischen Juli und September, aus der Antarktis schwimmend, hier treffen sowie der Nationalpark Manchanilla sind gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Tourismus.

In Puerto Lopez scheinen viele zu chillen. Wir beschlossen, es ebenso zu tun. Die Hosteria Mandala bot dazu beste Voraussetzungen. Von erstem Moment an fühlten wir uns wohl.

Meeresfauna - Treffpunkt der Buckelwale

Der kalte Humboldtstrom fließt an den Küsten Chiles, Perus und Equadors Richtung Norden, bevor er im Bereich der Galapagosinseln bei etwa 10 Süd Richtung Westen abgelenkt wird. Dieser Meeresstrom sorgt für Fischreichtum, weil hier auch der Krill beste Wachstumsbedingungen findet. Grund genug für die Wale, sich hier zu paaren, Junge zu kriegen und sich dann fett zu fressen, um im Südsommer den langen Weg in die Antarktis zu unternehmen. Deshalb ist Whalewatching ein Muss in Puerto Lopez.

Gleichwohl haben wir mit dem Wildlifeviewing offenbar nicht das Quentchen Glück. Dass man Wale sieht, ist hier fast garantiert, aber springende Wale sind doch auch eine Glücksache. Deshalb fuhren wir ein zweites Mal raus, doch beide Male sahen wir überwiegend die Rücken eines Mutterwales mit ihrem Baby. Beim zweiten Mal schwamm ein Männchen mit einem Weibchen neben uns her, doch zum Springen hatte das Männchen keine Lust.

Das Springen ist ein Verhalten männlicher Wale im Zuge des Paarungsvorganges, das Weibchen schlägt dazu mit der Schwanzflosse auf das Wasser. Am ersten Tag sahen wir aus relativ großer Entfernung einen springenden Wal, der Bootsführer lenkte das Boot jedoch nicht dorthin. Andere Gäste der Hosteria Mandala waren jeweils einen Tag zuvor auf Tour und jedes Mal berichteten Sie von springenden Walen nahebei.

Trotzdem: Es war ein erhabenes Gefühl, die Wale so dicht beim Boot schwimmen zu sehen, ihre Atmung zu hören und den Babywal mit den Wellen spielen zu erleben. Es war sicher einer der Highlights in Bezug auf Wildlifeviewing und um Längen erfolgreicher als das Whalewatching in Kannada 2012.


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Schweizer Gründlichkeit und italienische Kreativität
oder die Gefährdung eines Lebenswerkes

Als ich in Puerto Lopez eine Unterkunft buchte, waren die meisten Angebote wenig Vertrauen erweckend und dem Augenschein nach, wie vieles in Equador, überteuert. Tatsächlich gab es in der 15000 Einwohner zählenden Fischerstadt Hostels und Hosterias, die für jegliche Bleibe indiskutabel waren. Durch Zufall stieß ich auf die Hosteria Mandala, die auch über einen deutschsprachigen Internetauftritt verfügt. Die Besitzer sind zwei Europäer: Maja Steiner aus der Schweiz und Aurelio Cipriani aus Italien.

Seit 16 Jahren leben sie in Puerto Lopez und haben in dieser Zeit ein kleines Paradies für sich und ihre Gäste geschaffen: Häuschen mit Zimmern im ortsüblichen Stil, kleine Bungalows, alles verbunden durch Kieswege, die durch einen großen, tropischen Garten führen. Das Restaurant bot besten Blick auf den nahezu Hosteria eigenen Strand und den Pazifik. Am Strand befanden sich kleine Schattenplätze, unter die man ganz equadorianisch Hängematten befestigen konnte.

Aurelio ist Künstler, 65 Jahre alt: In den Häusern hängen Bilder, überall sind Schnitzereien, selbst die Tische, deren Tischplatten Spielbretter sind, hat Aurelio selber gebaut. Alles ist mit Geschmack und Liebe gestaltet (das gilt auch für das Frühstück und das Abendessen) hier muss man sich einfach wohlfühlen. Ich habe eine eigene Fotoserie zur Hosteria Mandala eingestellt.

Aber dieses Lebenswerk scheint jetzt möglicherweise gefährdet. Planierraupen, Bagger und Raupen machen der Hosteria zu schaffen. Einen Abend gingen wir woanders essen, die Baumaschinen sorgten bis zum späten Abend für unerträglichen Lärm. In unserem Zimmer "Colibri" hörten wir davon zum Glück nichts.

Vor einiger Zeit war der Präsident da. Jetzt scheint es mit den Bauvorhaben in Puerto Lopez voranzugehen, denn der Landeschef überwacht den Fortgang der Arbeiten persönlich. Den Tourismus will er vorantreiben, Equador steckt da noch in den Kinderschuhen.

Maja und Aurelio sind jedoch überrascht, die Arbeiten sahen nicht danach aus, was ursprünglich der Plan war. Denn den hatte die Gemeinde, die Hoteliers und die Fischer gemeinsam entwickelt. Danach sollte die Straße am Strand eine schmale Einbahnstraße werden, ohne Parkmöglichkeiten, dazu eine großzügige Promenade und ein breiter Fahrradweg parallel dazu verlaufen. Jetzt sah es danach aus, das eine breite, zweispurige Straße daraus werden sollte. Am Anfang des Dorfes waren Betonarbeiter schon dabei, eine merkwürdig geschwungene, hässliche Betonmauer als Begrenzung zum Strand zu bauen.

Der Präsident hatte entschieden, die kommunale Planung eigenmächtig über den Haufen geworfen. Maja vermutete, dass eventuell auch irgendwie Vetternwirtschaft eine Rolle spielen könnte, ganz typisch Entwicklungsland. Besonders schlimm: Es flossen keine Informationen, was und wann etwas genau passieren sollte. Das sei typisch Equador, so Aurelio, der fünf Sprachen spricht. Zurecht befürchteten die beiden, dass ihr kleines Paradies erheblich beeinträchtigt würde. Und nicht nur das: Hier würden Fehler gemacht, wie sie im Europa der 70er Jahre vorkamen, ein Gebiet mit Potential würde unwiderbringlich zerstört.

Wir wünschen den beiden jedenfalls, dass am Ende doch die kommunale Planung umgesetzt wird. Einen ersten Schritt dazu hat Aurelio schon getan. Als wir uns von den beiden verabschiedeten, verwischte er verschmitzt eine weiße Linie, die ein Arbeiter als Verlaufslinie für den geplanten Fahrradweg gemacht hatte. Die verlief unsinnigerweise sehr kurvenreich, weit im Strandbereich zwischen jenen Palmen, die Maya und Aurelio angepflanzt hatten. Noch sei Hoffnung, sagten sie, während wir in unser TukTuk einstiegen und für einen Dollar zum Busterminal fuhren.

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