09.04. - 12.04. - Traumstrand und Hausriff auf Bangka

Pure Erholung, die Seele baumeln lassen, Sonnenuntergänge, delikates Essen und ein tolles Hausriff erlebten wir im Coral-Eye. Genau unter diesen Aspekten hatten wir das an der Westküste von Bangka liegende Resort mit italienischen Besitzern ausgewählt - und unsere Erwartungen wurden übertroffen.

 

Schon die Architektur lässt etwas besonderes erwarten: Das große Hauptgebäude ist mächtig, aber perfekt in die natürliche Umgebung eingepasst, nicht zuletzt wegen des traditionellen Palmendaches, das wie ein überdimensioniertes Zelt mit seiner Spitze bestimmt 10 m in die Höhe ragt. Das Innere ist zu allen Seiten offen und der Eingang ist breit und einladend. Durch die vielen Öffnungen gibt es eine angenehm kühlende Luftzirkulation. In der ersten Etage dominiert ein breiter, umlaufender Galeriegang, an dessen Außenseite die Zimmer liegen. Auf der vorderen, meerwärts gerichteten Seite gibt es Sofas und Liegewiesen zum Relaxen, mit Ausblick auf Palmen und Meer.

 

Wenn wir aus unserem Zimmer kamen, erlebten wir diese Großzügigkeit, genossen die Naturmaterialien und blickten nach unten auf den großen, quadratischen Tisch, der in den Boden eingelassen ist und Platz für über zwanzig Gäste bietet. Denn gegessen wurde gemeinsam, eine wahrlich familiäre Atmosphäre, die von den Gastgebern gepflegt wurde. Die Essenszeiten (morgens, mittags, nachmittags und abends) wurden mit einer Glocke signalisiert und waren den Schnorchel- und Tauchausflügen so weit wie möglich angepasst.

 

Übrigens: Klimaanlagen gab es aus ökologischen Gründen im Coral Eye nicht, obwohl das Ambiente insgesamt gehoben ist. Die geschickte Belüftung im Gebäude und Deckenventilatoren reichten völlig aus, um angenehme Temperaturen zu schaffen.

 

Genauso hatten wir uns das vorgestellt. Wir werden sicher noch ein Mal wiederkommen. Wir bedanken uns für die tolle Gastfreundschaft bei Anna und Marco, einem italienischen Globetrotterpaar mit Weltreiserlebnissen in Asien und Amerika. Jetzt, hier für einige Jahre gestrandet, managen die beiden das Ressort perfekt, Marco arbeitet dazu noch als Tauchlehrer.

 

Die beiden sind befreundet mit dem Besitzer, der auch Marco heißt und der mit seinem Segelschiff Zirbad Fahrten und Exkursionen in die indonesische Inselwelt unternimmt. Kurz vor unserer Abreise kam eine Gruppe mit dem Segler zum Coral Eye. Das Abendessen war an diesem Abend besonders unterhaltsam - nicht nur in kulinarischer Hinsicht, auch, weil die Schiffsgruppe viel zu berichten hatte. Einige von ihnen hatten wir beim Abendessen in Tomohon im Gardenia bereits getroffen.

 

Wir ließen uns treiben, genossen die drei Tage und gleichzeitig ausgewogene Erlebnisse zu Land und zu Wasser. Gerne wären wir im Nachhinein noch einige Tage länger geblieben, aber der Nationalpark Bunaken wartete. Das Coral Eye ist ein Ort, den wir bestimmt noch ein Mal sehen werden, zum relaxen, schnorcheln und tauchen.

 

Schnorcheln am Hausriff - wir ließen uns wie in einem großen Aquarium treiben

Forschung an den Riffen von Bangka

 

Gerade in letzter Zeit kursierten immer wieder Bilder oder Videos im Netz oder im Fernsehen, wo Taucher oder Schnorchler sich im wahrsten Sinne des Wortes durch im Wasser schwebenden Plastikmüll bahnen müssen. Einstige Paradiese verkommen zu den Müllhalden der Zivilisationsgesellschaft. Plastikmüll, der nicht nur vor Ort achtlos in das Meer geworfen wird, sondern auch aus einigen Ländern Europas exportiertes Plastik, das dort angeblich wiederverwertet wird, landet am Ende im Meer. Das Plastikproblem ist längst zu einer globalen Umweltkrise geworden.

 

Der gelbe Sack, einst als Lösung per Gesetz verordnet, hat das Recycling kaum verbessert. In Deutschland liegt die Recyclingquote weit unter 20%. Ein Grund: Es wird nicht den Plastiksorten gemäß sortiert. Deshalb ist das Recycling meist nicht sinnvoll oder gar unmöglich. Folge: Das Plastik landet als Wertstoff im gelben Sack und wird als vermeintlicher Wertstoff zum Exportgut.

 

Aber es gibt sie noch, die dauerhaft oder zumindest zeitweilig, je nach Meeresströmung, plastikfreien tropischen Paradiese. Bangka gehört dem Augenschein nach dazu. Plastik im nennenswerten Umfang querte nicht unsere Wege bei unseren ausgiebigen Schnorchelexkursionen entlang der beeindruckenden Weichkorallen. Als wir gleich nach unserer Ankunft über den Korallen schwebten, beobachteten wir verwundert einen Mann im Neopren, der mit kleinen Nägeln ausgewählte Bereiche markierte. Später erfuhren wir, dass der mit Tauchgewichten bestückte Taucher Professor für Meeresbiologie in München ist. Gemeinsam mit einer Doktorandin, einer Studentin, die für ihre Masterarbeit forschte, und einigen Studenten untersuchte die Gruppe Veränderungen an den Korallen. Im September würden sie wiederkommen und die markierten Stellen erneut untersuchen.

 

Tatsächlich, für Laien kaum sichtbar, hat auch hier das Plastik, vor allem in Form von Mikroplastik, seinen zerstörerischen Einfluss auf die Korallen begonnen. Das Coral Eye hat sich auch dem lokalen Kampf gegen die Plastikverseuchung verschrieben. Zimmer stehen jederzeit Wissenschaftlern zur Verfügung, ein modernes Labor ermöglicht die Untersuchung von Proben.

 

Dazu haben die Italiener ein Sammel- und Recyclingprojekt in Manado initiiert. Neben der Einsparung im Ressort wird Plastik von der Insel dorthin verbracht. Ein Mal in der Woche kommen Schüler des benachbarten Dorfes Lihuna Village und befreien die Wege des Waldes, die Strandbereiche und Teile ihrer Dörfer vom Plastik. Anschließend wird gemeinsam am Coral Eye Riff geschnorchelt. Die Initiatoren vom Coral Eye erhoffen sich ein wachsendes Bewusstsein für die Müllentsorgung.

 

Link zum Projekt: https://www.no-trashtriangle.org

 

Allerdings ist das ein mühsames Unterfangen. Während einer Kurzwanderung sahen wir in einem kleinen Dorf südlich vom Coral Eye, wie ein etwa 12-jähriges Mädchen knietief im Wasser stand, ohne Scheu aus einem Karton ein Plastikmüllstück nach dem anderen zauberte und hemmungslos in das kristallklare Wasser warf. Längst hat sich die Verpackungsindustrie die Märkte Südostasiens erobert. Gleichwohl fehlt hier Bewusstsein und Infrastruktur für die Entsorgung, so dass die Plastikvermüllung vielerorts die Auswirkungen dramatisch sind.

 

Die Bilder von dem Mädchen wollte Anna gerne haben. Sie war angesichts der Bemühungen des Coral Eyes zur Schärfung des Müllbewusstseins schockiert und wollte die Bilder einsetzen, um das Müllbewusstsein weiter voranzubringen.

 

Ein Ball für den Guru

 

In Flores hatten wir vor zwei Jahren eine Schülergruppe beim Sport gesehen, die keine Bälle hatten und sich mit einem ballähnlichen, nicht lufthaltenden Gegenstand begnügen mussten. Zwischenzeitlich haben wir an diese Schule über Rido, der in unserem damaligen Ressort arbeitet und aus diesem Dorf stammt, etwa 25 Bälle zugesandt. Dieses Mal hatten wir einen nagelneuen Fußball mit Pumpe für solche Fälle im Gepäck. Wir fragten Anna und Marco, wem wir in Lihuna Village diesen Ball bringen könnten.

 

Sie beschrieb uns den möglichen Empfänger. Es sollte jener Lehrer sein, der mit seinen Schülern das Plastiksammelprojekt vom Coral Eye aktiv unterstützt. Wir wanderten durch den Dschungel, einen schmalen Pfad folgend, und erreichten das Dorf nach etwa 30 Minuten. Am Rand befanden sich einige Schiffbauer, die in Handarbeit die traditionellen Fischerboote oder Transportboote herstellten. Das Dorf wirkte im wesentlichen gepflegt, ein Schiffsanleger ermöglichte das Anlegen kleiner, fährähnlicher Boote.

 

Das Dorf erstreckte sich bergaufwärts. Es gab teilweise recht große, bunt bemalte Häuser und nur wenige ärmliche Hütten. Nachdem wir einige Häuser und eine Kirche passiert hatten, trafen wir spielende Kinder, die uns neugierig beäugten. Tuschelnd und lachend verfolgten sie uns, während wir auf der Suche nach der Schule waren. Aus den Häusern winkten uns freundliche Dorfbewohner zu. Schnell bemerkten wir, dass wir ohne Hilfe keine Schule finden würden.

 

Mit Hilfe der uns verfolgenden Kinder fanden wir schließlich eine Schule, aber keine Schüler. Auf einem provisorischen Bolzplatz kickten ein paar Jugendliche. Neugierig kamen sie zu uns. "Guru, Guru", riefen sie fragend, als wir ihnen mit Händen und Füßen zu verstehen gaben, dass wir einen Lehrer der Schule suchen würden. So lernten wir das indonesische Wort für Lehrer kennen. Jetzt tollten etwa zehn Kinder vorweg, im Schlepptau zwei Touristen, ausgerüstet mit Rucksack, Wanderschuhen und einem Fußball im Gepäck.

 

Vor einem Haus stoppten die Kinder. Auf der Veranda saßen zwei ältere Mädchen, schauten verwundert auf die Szenerie. Nach einem kurzen Palaver verschwand eines der Mädchen im Haus, das andere gab uns zu verstehen, dass wir warten sollten.

 

Offenbar hatten wir den Guru in seiner Mittagsruhe gestört. Verschlafen, im Fußballdress, trat er auf die Veranda, ungläubig schaute er auf die beiden Touristen, die einen Fußball in der Hand hielten und erwartungsvoll zurückblickten. In aufgeregter Ruhe warteten die Kinder, was da nun geschehen möge.

 

"Wie sollten wir uns verständlich machen?" rätselten wir eine Weile, während es absolut still blieb. Englisch sprach hier niemand. Dann der Versuch: Mit Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik versuchten wir unsere Absicht zu erklären. Es schien vergeblich zu sein. Ebenso ungläubig, wie uns der Guru anfänglich beäugt hatte, schaute er nun, den Ball in der Hand, auf das Mitbringsel, umringt von den Kindern, die sich darauf freuten, fotografiert zu werden, während der Guru, angesichts dieser unerwarteten Situation, umringt von den Kindern, zwangsläufig mitlächelte.

 

Genauso schnell wie wir gekommen waren, verschwanden wir. Unsicher winkte der Guru, als wir uns verabschiedeten. Wir waren irgendwie froh, dieser skurrilen Situation zu entkommen. Als wir unsere Kurzwanderung fortsetzten, zweifelten wir, ob der Ball jemals im Sportunterricht zum Einsatz kommen würde.

 

Später bestätigte Anna unsere Zweifel. "Diesen Lehrer kenne ich nicht", sagte Anna, als sie auf das Bild schaute. Offenbar hatten wir den Guru, der mit dem Coral Eye beim Plastiksammelprojekt kooperierte, verfehlt. Sie wunderte sich ein wenig, dass sie von diesem Guru nichts wusste. Dann berichtete sie von einem indonesischen Phänomen.

 

Bangka ist eine von insgesamt fast 17500 Inseln, die sich in Nord-Süd-Richtung über 1800 km und in West-Ost-Richtung über 5100 km verteilen. Ungefähr 6050 davon sind bewohnt. Lehrer in abgelegenen Regionen sind Mangelware und im korrupten Indonesien schwer zu kontrollieren. "Deshalb gibt es Gurus, die, bezahlt vom indonesischen Staat, ihren Schuldienst gar nicht wahrnehmen." berichtete Anna. "Stattdessen nutzen sie ihren Status als Staatsangestellter mit sicherem Einkommen aus." Obwohl sie schlecht bezahlt werden, sind sie trotzdem kreditwürdig. Das geliehene Geld wird dann zur Grundlage für geschäftliche Aktivitäten, die lukrativer erscheinen.

 

Es war unser letzter Tag auf Bangka. Spätnachmittags nutzten wir die Zeit zum Abschiedsschnorcheln. Während die bunte Riffwelt unter uns scheinbar dahinglitt, schweiften unsere Gedanken immer wieder ab zu jenen Kindern, denen auf diese Weise das Recht auf Bildung gestohlen wird.

 

Bangka - Provinz Nordsulawesi - Nord-Minahasa (Bezirk Ost Likupang)

 

Lage: 20N1260O  Angrenzende Gewässer: Celebes See, Molukkensee (Pazifikregion)
Klimazone: Innere Tropen
Größe: Knapp 48 km2
Einwohner: 3000   Bevölkerungsdichte: 63/km2
Wirtschaft: Fischfang, Landwirtschaft
Tourismus: Tauch-und Schnorcheltourismus in insgesamt fünf Tauchressorts

 

Natur: Neben den degradierten tropischen Regenwald sind vor allem die Korallen einzigartig. Bangka liegt im sogenannten Korallendreieck und gilt als einer der letzten intakten marinen Gebiete mit einer einzigartigen Artenvielfalt. Im Wald leben hier auch jene endemischen Tiere, die wir im Tangkoko Nationalpark gesehen hatten.

 

Dieses einzigartige Gebiet, das zudem benachbart zum Bunaken-Nationalpark, unserem nächsten Ziel liegt, ist gefährdet durch die Eisenerze, für deren Abbau chinesische Minenfirmen eine Lizenz erworben haben. Obwohl das auch nach indonesischem Recht in dieser Form verboten ist, haben offenbar Korruption und Nepotismus dazu beigetragen, dass die Chinesen 2014 mit den Vorbereitungen für den Abbau begannen. Zahlreiche Initiativen, NGO's, indonesische Umweltaktivisten, Greenpeace und andere kämpfen seither gegen dieses Projekt, das bei Fortführung zu einer Zerstörung von Fauna und Flora führen würde. Im Juli 2015 hatten die Kläger, deren Klage auch durch Spenden finanziert wurde, Erfolg: Die Lizenz wurde der chinesischen Minengesellschaft entzogen. Vorerst ist seither Ruhe. Gleichwohl ist die Gefahr nicht gebannt. Bekanntermaßen sind die Chinesen (und andere Länder) gierig auf der Suche nach Rohstoffen, ohne den Fokus auf ökologische Belange legen.

 

 

 

Links:

 

https://indojunkie.com/save-bangka-island-keine-eisenerzmine-im-paradies/

 

https://www.betterplace.org/de/projects/23354-im-herzen-des-korallendreiecks-findet-ein-unglaubliches-verbrechen-statt

 

https://bodeweb.de/blog/bangka-erfolg-vor-gericht/

 

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