05.04. - 08.04. - Erlebnisreiche Tage im Hochland von Minahasi

In Tomohon sind Restaurants Mangelware

 

Das Airy Terminal Beriman bzw. das Tulipp Inn erreichten wir schon um 15:30 Uhr, Zeit genug, um uns zu orientieren. Das Hotel machte einen guten Eindruck, war einfach, aber sauber und relativ neu. Wie sich tags darauf herausstellte, gab es auch ein gutes, indonesisches Frühstück. Wir hatten das Hotel über booking.com gebucht. Mit 41 € für drei Nächte war das Preisleistungsverhältnis unschlagbar.

 

Auf der Dachterrasse tranken wir unseren ersten Kaffee und planten den Rest des Tages. Wie gewohnt, setzte schnell unser Auf-und-davon Wohlgefühl ein und ließ uns unsere Müdigkeit vergessen. Wir schlenderten durch Tomohon und bemerkten positiv die für indonesische Verhältnisse erstaunliche Sauberkeit. Touristen sahen wir nur wenige, zumindest europäische Reisende waren selten.

 

Restaurants waren Mangelware. Es gab eher einfache Küchen mit Speisekarten nur auf Indonesisch, für die ersten Tage also keine Option. Mit Hilfe von Anda, der erst 16jährigen Receptionistin vom Tulipp Inn, bestellten wir Essen in das Restaurant, ohne Fleisch, Fisch oder Fischsauce.

 

Als wir am ersten Tag mit unserem Roller noch zum Parkplatz am Fuße des Lukon fuhren, trafen wir ein junges Pärchen aus Manado, das von hier den Sonnenuntergang genießen wollte. Der junge, gut englisch sprechende junge Indonesier, der in einem Urlaub schon mal Deutschland besucht hatte, empfahl uns das Gardenia, ein Restaurant am Rande von Tomohon, Anlaufpunkt für die Besserverdienenden Manados und von Touristen, vor allem auch Chinesen, die hier mit Ausflugsbussen Stopp machten.

 

Der Manager führte uns durch den Garten, zeigte uns das Gemüse und die Kräuter, beides würden sie hier selbst produzieren, versicherte er uns. Tatsächlich war das Essen gut, aber nicht exquisit. Am zweiten Abend waren wir die einzigen Gäste. Dieses Mal waren wir vom Essen enttäuscht. Das Fleisch im Hähnchencurry wurde von Knochen dominiert, die Pilze im Salat stammten augenscheinlich aus einer Dose. Dafür bedienten uns drei nette junge Männer, die aber ohne Betreuung des Managers etwas hilflos schienen. Gleichwohl haben wir das Essen und den wunderbaren Ausblick auf den Lokon genossen.

 

Kulturschock auf dem Markt von Tomohon

 

Das aufgrund seiner höheren Lage in einem Tal liegende kühle Gebirgsstädtchen Tomohon ist umrahmt von Bambushainen, Bergwäldern mit großen Baumfarnen und zahlreichen kleinbäuerlichen Betrieben, die von den fruchtbaren Hängen der sehr aktiven Vulkane Gunung Soputan (1825 m) und Gunung Lokon (1599 m) profitieren. Obst-, Nelken- und Zimtbäume wachsen hier, üppige Gemüsefelder ziehen sich entlang der Hänge. Auf unserer Scooter-Touren sahen wir teilweise schöne Holzhäuser und farbenprächtige Blumengärten. Tomohon wird deshalb oft "Kota Bunga" (Stadt der Blumen) genannt.

 

Wegen dieser fruchtbaren Umgebung ist Tomohon ein Marktort mit einem großen Angebot an Gemüse, Gewürzen und Obst. Als wir durch das Gewühl der engen Marktgassen, einem Labyrinth von Marktständen und Markthallen, drängten, sahen wir neben den appetitlichen und bunten Angebot der Anhänger des Vegetarismus auch jene Bereiche, die uns einerseits sehr neugierig machten, andererseits aber auch den aus unserer europäischen Prägung resultierenden Bewertungsreflex auslösten.

 

Denn für die Bewohner des Minahasa-Hochlandes ist der Verzehr von Hunden, Katzen, Fledermäusen, Waldratten und Pythonfleisch genauso normal wie für uns der Verzehr von Schwein, Rind und Geflügel aus zweifelhafter, tierquälerischer Tierhaltung. Als wir sahen, wie eine Frau auf eine Katze in einem Käfigwagen zeigte, die sie verzehren wollte, und der Marktverkäufer die Katze mit einer Schlinge aus dem Käfigwagen zerrte, mit einem Holzknüppel mehrfach auf sie einschlug und sie danach, noch zuckend, mit einem Gasbrenner abfackelte, verging uns der Appetit auf jegliches Fleisch.

 

Gleichzeitig dachten wir an unsere Massentierhaltung, an die Überproduktion europäischer Fleischproduzenten und die tonnenweise Vernichtung von Fleischbergen, an das Schreddern von männlichen Küken, die ökonomisch nicht verwertbar sind, an Tiere, die dank Subventionen tausende Kilometer über europäische Straßen transportiert werden oder an Antibiotika verseuchte Schweine und Hühner. In Europa geschieht dies alles sehr versteckt, ein Europäer belastet sich nicht mit diesen Anblicken.

 

Es war ein Kulturschock par excellence, aber angesichts dieses Vergleiches relativieren sich Essgewohnheiten und Tiertötung zwischen uns Europäern und den Bewohnern des Minahasa-Hochlandes. Steven, unser Fahrer, antwortete auf unsere Fragen recht offen: Nein, Hund und auch Schwein esse er nicht, weil er davon Nackenschmerzen bekäme, Katze hingegen schon, das helfe gegen Asthma. Bei uns essen junge Menschen hingegen Unmengen an Hühnerfleisch, Billignuggets von Aldi oder Penny, um den Muskelaufbau nach Besuch des Fitnessstudios zu unterstützen.

 

Rollertouren durch das Minahasa-Hochland

 

Anda vom Tullip Inn schaffte es tatsächlich, uns einen Roller für zwei Tage zu organisieren. Die touristische Infrastruktur in Tomohon war im Vergleich zu anderen indonesischen Regionen noch nicht auf Backpacker eingestellt. Tatsächlich trafen wir nur sehr wenige Backpacker oder reisende Europäer. Die meisten Europäer lassen sich vom Flughafen Manado direkt in die Resorts von Bunaken, Bangka oder Lembeh bringen. Viele kommen nur zum Tauchen hierher.

 

Im Highland Resort wurde Anda fündig und organisierte uns gleichzeitig ein Taxi dorthin. Zwei Tage erkundeten wir Teile des Minahasa-Hochlandes mit einem zuverlässigen Honda-Scooter. Nach unserem Marktbesuch am Samstagmorgen fuhren wir sehenswerte Spots in der näheren Umgebung an, am Sonntag genossen wir auf einer Tagestour die weitere Umgebung von Tomohon, wo es viele interessante Anlaufpunkte gibt.

 

Der Gunung Mahawu ist von Tomohon gut zu erreichen und der Aufstieg zum Kraterrand leicht zu bewältigen. Wir wanderten um den Krater, genossen die Ausblicke auf Tomohon sowie den Lokon und hatten jederzeit den Blick in den schlammigen schwefelhaltigen Krater.

 

Im Vorort Woloan werkeln Tischler fleißig an Pfahlhäusern in Holzständerbauweise, die für den Minahasa Hausbau typisch sind. Die fertigen Häuser werden verkauft und für den Export nach Java wieder zerlegt. Teilweise werden die Häuser auch in weiter entfernte Länder exportiert.

 

Leider konnten wir aus Zeitgründen nicht den Lokon besteigen, fuhren aber mit den Roller recht weit heran. Die Besteigung bis zum Kraterrand dauert nur 1,5 Stunden. Der Lokon-Empung ist ein Zwillingsvulkan, der zu den aktivsten Sulawesis zählt (letzte Eruption 2013). Ob eine Besteigung auf eigene Faust möglich ist, wissen wir nicht, aber aus Sicherheitsgründen ist ein Guide empfehlenswert. Ein Aufstieg dauert etwa 1,5 Stunden.

 

Bevor wir am Samstagabend in das Tulipp Inn zurückkehrten, machten wir noch einen Zwischenstopp im Gardenia, um unser Abendessen zu sichern. Mit dem Roller fuhren wir am Abend dorthin. Am Hals von Gitti hing eine Stirnleuchte. Mal wieder ging bei einem gemieteten Roller das Rücklicht nicht.

 

Die Straßen waren wie leergefegt, die Bewohner des Minahasa Hochlandes hatten ihren sonntäglichen Kirchentag. Hier ist der Sonntag tatsächlich noch dem Gottesdienst gewidmet. Auf unser Rollertour genossen wir deshalb die leeren Straßen. Nach einigen Dörfern hörten wir auf, die Kirchen zu zählen. Teilweise standen die Gläubigen draußen, so voll waren die bunt herausgeputzten Gotteshäuser. Immer wieder war vor den Kirchen die Straße durch Absperrungen verengt, Hupverbotsschilder erinnerten daran, die Andacht nicht zu stören.

 

Die Straßen waren erstaunlich gut, die Dörfer gepflegt und der Blick auf verschiedene Vulkane unser ständiger Begleiter. Unser 1. Stopp passte zu dieser Szenerie: Die Hot Water Springs von Ranolewo. Auch wenn die türkise Farbenpracht des ersten Beckens zum Baden einlädt, so ist der viel zu heiß, während der zweite mit seiner hohen Badewannentemperatur Entspannung für Muskeln und Gelenke ermöglicht.

 

Auch der zweite Stopp, der Danau Linow, ist ein Zeuge der tektonischen Aktivität. Dieser recht große Kratersee hat wegen der Schwefelquellen tolle Farben, die je nach Sonneneinstrahlung von graugrün über verschiedene Türkistöne bis zu dunkelgrün wechseln. An seinen Ufern tritt stellenweise heißer Schwefeldampf aus. Gleichzeitig ist der See ein beliebtes Ausflugsziel. Ohne Eintritt kamen wir nicht auf die Aussichtsplattform des Restaurants. Sonntag, nach dem Kirchengang, ist Selfietime. Viele Ausflügler fotografierten sich mit dem See im Hintergrund für WhatsApp, Facebook, Instagram und Co. Ein junges Pärchen setzte sich mit uns in Szene, jetzt sind wir auf einer weiteren indonesischen Facebookseite verewigt.

 

Die Air Terjun Wasserfälle, unser dritter Stopp, haben sich durch das schwarze Lavagestein gefressen. Durch die üppige tropische Vegetation führt ein Weg hinab, die Luft ist durch das herabstürzende Wasser mit Wasserdampf gesättigt, die Wassertröpfchen sorgen für eine angenehme Kühle. Eine sehenswerter Viewpoint, der sich als alleiniges Ausflugsziel nicht zwingend lohnt, aber "by the way" gut in unsere Rundtour passte.

 

Pünktlich, um 17 Uhr, gaben wir den Roller im Highland Resort ab. Nach 15 Minuten Wartezeit verzichteten wir auf unser bestelltes Taxi und gingen etwa 15 Minuten zu Fuß zur Hauptstraße, während uns die Menschen freundlich zuwinkten. Jetzt stellte sich heraus, dass die Mikrolets unkomplizierte, effektive und kostengünstige Verkehrsmittel sind. Die Kleinbusse mit meist acht engen Sitzen fahren feste Routen und halten auf Winken an. Schnell waren wir zurück in unserem Tulipp Inn. Auf gleiche Weise und ebenso schnell erreichten wir zum Abendessen das Gardenia, wo wir auf die letzten spannenden drei Tage zurückblickten.

Deutsche Missionare sorgten für die Christianisierung Nordsulawesis

In Langowan (oder auch: Langoan), südlich des Danau Tongano, befindet sich die Grabstätte des ersten europäischen Missionars der Minahasa-Region, Johann Gottlieb Schwarz. Der Deutsche missionierte in der niederländischen Kolonie, gemeinsam mit Johann Friedrich Riedel, im Auftrag der Niederländischen Missionsgesellschaft. Beide kamen am 12. Juni 1831 in Minahasa an. Schwarz ließ in der östlichen Hälfte der Halbinsel Nordsulawesis, der heutigen Provinz Sulawesi Utara, Schulen und Kirchen errichten und verkündete das Evangelium. Deshalb ist die Analphabetenrate in dieser Region schon seit langem ebenso wie in Flores sehr gering.

 

 

 

Sightseeing mit Steven auf der Fahrt zum Tangkoko Nationalpark

 

Steven wartete schon eine Stunde, als wir aus unserem Zimmer kamen, um zu frühstücken. Ein kleines WhatsApp-Missverständnis und er dachte, wir wollten schon um 8 Uhr losfahren. Dabei funktionierte die Kommunikation mit Steven recht unkompliziert. Er war sprachbegabt und hatte sich durch den Kontakt mit Touristen ein passables Englisch angeeignet. Während der Fahrt erzählte er von seiner Familie, seinem Land und den bevorstehenden Wahlen, von denen er hoffte, dass sich nicht der islamische Kandidat durchsetzen würde. Zudem unterstützte er mich beim Kauf einer geeigneten Karte für meinen TP-Link-Hotspot, der mir auf Bangka und auf Bunaken noch treue Dienste leisten sollte.

 

Steven kennt die Spots, die er uns angesichts des kleinen Zeitfensters auf der Fahrt zeigen konnte: Kurze Einblicke an den Nordufern des Danau Tondano und ein Zwischenstopp in Sawangan, wo im Archaeological Park Waruga 144 Warugas aus der Minahasa Region aufgestellt wurden.

 

Warugas sind hohe Sarkophage, in denen die Toten in hockender Position bestattet wurden. Die Waruga sollen bis zu tausend Jahre alt sein. Oben wurden sie mit schweren, dachförmigen, massiven Steindeckeln, die durch Ornamente verziert sind, verschlossen. Die Grabbeigaben können teilweise in einem Museum neben dem Friedhof besichtigt werden.

 

Gegen 15 Uhr erreichten wir das Tangkoko Hill Cottage. Ein Mal mehr waren wir überrascht und froh, dass wir es mal wieder so gut getroffen hatten. Das Tangkoko Hill Cottage ist eine echte Empfehlung und knapp 35 € für einen kleinen Bungalow inklusiv eines guten Frühstückes angesichts der guten Lage sicher ein gutes Angebot.

 

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