21.08. - 31.08. - Das katholische Flores überrascht uns
Mal wieder in Indonesien
Knapp drei Stunden Flug mit Jet Star, einer Tochter der renommierten australischen Fluggesellschaft Quantas, lagen hinter uns, als wir um 0:35 am 21.08. landeten. Erwartungsgemäß wurden wir von einer Horde von Taxifahrern belagert, die uns aufdringlich entgegen schrien: "Where do you want to go?" 100000 Rupiah wollten sie, viel zu viel. Einfach weitergehen und kalte Schulter zeigen ist die richtige Taktik. Einige hartnäckige Driver versuchen es immer wieder: "How much?".
Im Frühjahr 2013 waren wir zum ersten Mal in Indonesien.Damals landeten wir in Yogjakarta auf Java und wurden genauso von aufdringlichen Taxifahrern empfangen. Allerdings mussten wir damals 20 Dollar für das Visum bezahlen. Jetzt konnten wir ganz modern Visa frei einreisen.
Ich hatte aus gutem Grund ein Hotel direkt am Flughafen gebucht. Meine ausgedruckte Googlemaps-Karte wies eine Entfernung von knapp einem Kilometer bis zum empfehlenswerten Harris Hotel Tuban aus. Unsere Entscheidung stand angesichts der Abzocke durch die Taxifahrer fest: Wir wollten zu Fuß gehen. Wir verloren etwas die Orientierung, weil wir nicht genau lokalisieren konnten, wo wir den Flughafen verlassen hatten. Wir fragten uns durch, und wurden durch die vielen Zäune, die den Flughafen Denpassar umgeben, erheblich behindert. Die 800 m Fußweg wurden zu einer Odyssee.
In unserer Not, wir hatten gerade eine Straße außerhalb des Flughafens gefunden, hielt ein Taxi: "100000 Rupiah", rief der junge Taxifahrer. Wir drehten ab... "Where do you go? How much?" versuchte er uns zu ködern. Ich gab nach, bot ihm fünf australische Dollar, die ich noch im Portemonnaie hatte. Er schlug ein, grinste dabei recht verdächtig. Nach 200 m bog er kurz links ab und wir standen vor unserem Hotel. Jetzt waren wir doch noch abgezockt worden: Umgerechnet rund vier € kassierte der unverschämte Taxifahrer. Mein unverhohlenem Missmut beantwortete er nur mit einem hämischen Grinsen.
Nächsten Tag stand für uns fest: Wir gehen zu Fuß. Im Tageslicht war das ganz einfach, wir brauchten nur ein knappe Viertelstunde. Tatsächlich hätte ein Taxi deutlich länger gebraucht. Der Verkehr ist chaotisch, besonders am Flughafen staut er sich, zahllose Taxis drängeln sich zu den Eingängen des Flughafens. Wir überholten entspannt die Blechkolonnen und freuten uns auf die Weiterreise nach Flores.
Tropische Wärme, Schnorcheleien und Begegnung mit den Dragons
"My name is Helmut", begrüßte uns unser Schnorchelguide vom Budisun Resort in Wairita, 14 km westlich von Maumere an der Floressee, mit 70000 Einwohnern die größte Stadt auf Flores. Maumere, an der Nordküste im Westen von Flores gelegen, ist eine Gründung der Portugiesen, die seit dem 16. Jahrhundert Flores kolonisiert und den katholischen Glauben nach Flores exportiert hatten. Noch heute sind 91% Christen, davon die meisten Katholiken.
Das alleine erklärt nicht, warum wir neben Helmut Joseph, Lena, Nina, Sophia, Christian, Henrik viele andere Floresbewohner mit deutschem Namen kennenlernten. Es waren die Steyler Missionare, heute der siebtgrößte katholische Männerorden, die seit 1914 auf Flores tätig sind, und die neben der Missionierung die deutschen Namen nach Flores brachten.
Arnold Janssen gründete 1875 im niederländischen Venlo das Missionshaus St. Michael, aus dem die Societas Verbi Divini (Gesellschaft des göttlichen Wortes) hervorging. In Deutschland war das wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Der Gründer des Ordens war Mathematiker, der neben der Theologie und Philosophie besonders auch das Studium der Naturwissenschaften, Völkerkunde und Linguistik für Mitglieder seines Missionsordens förderte. Auch heute sind noch 6000 Priester weltweit als Steyler Missionare tätig, auch auf Flores. Die Missionare leisteten und leisten neben ihrem Missionsauftrag wichtige Entwicklungshilfe und haben dazu laut Zeit 06/1961 viel dazu beigetragen, dass es auf Flores kaum Analphabeten gibt (Zeit-online, Zeitarchiv, Zeit 06/1961 in http://www.zeit.de/1961/06/unter-dem-krummstab-ist-gut-wohnen).
Die Holländer wiederum waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kolonialherren weiter Teile des heutigen Indonesiens. Während den Portugiesen die Kontrolle über Flores schon lange entglitten war, kontrollierten die Sikka, eine portugiesisch-einheimische Mischbevölkerung, die hier ein kleines Reich aufbauten, weite Teile von Flores. 1851 verkaufte der portugiesische Gouverneur José Joaquim Lopes de Lima ohne Autorisation aus Lissabon Maumere und andere Gebiete auf den Kleinen Sundainseln, die unter portugiesischer Oberhoheit standen, für 200.000 Florins an die Niederlande. Im Vertrag von Lissabon wurde der Verkauf nach einigen Widerständen schließlich bestätigt. Die niederländische Übernahme öffnete dem Steyler Orden das Tor für seine Missionsarbeit auf Flores.
Flores - 360 km lange Gebirgskette im Meer
Die langgezogene, maximal 63 km breite Insel gehört zu den kleinen Sundainseln und ist die zweitgrößte Insel der Provinz Nusa Tengara. Westlich von Flores liegt das größere Sumbawa, südlich Sumba und die Sawusee. Im Osten befinden sich die Inseln Adonara und Solor, im Südosten Timor, im Norden die Floressee mit Sulawesi. Zwischen Sumbawa und Flores verteilen sich verstreut hunderte kleine und größere Inseln. Die zwei größten sind Rinca und Komodo, Heimat der Komodowarane (Dragons).
Die zerklüftete Gebirgswelt mit vielen rund 2000 m hohen Vulkanen (höchste Erhebung Poco Mandasawu 2370 m) ist vielerorts noch dicht bewaldet. Flores ist im Vergleich zu Lombok, Bali oder gar Java sehr dünn besiedelt. Nur knapp zwei Millionen Einwohner leben auf einer Fläche von 14250 km2 (Schleswig-Holstein rund 23000 km2). Während sich auf Lombok, Bali oder Java 600 bis 1200 Menschen auf einem Quadratkilometer drängeln, sind es auf Flores nur rund 100. Große Ballungsgebiete, wie sie für die dichtbesiedelten indonesischen Inseln üblich sind, fehlen. Die größte Stadt Maumere, gleichzeitig Hauptstadt, hat gerade ein Mal rund 70000 Einwohner.
Kleine Dörfer und Villages schmiegen sich an die kurvenreichen Straßen. Während die rund 700 km lange Trans-Flores-Straße, die das westliche Labuan Bajo mit dem östlichen Larantuka verbindet, relativ gut ausgebaut ist, aktuell an vielen Stellen weiter ausgebaut wird, sind die nord- und südwärts abzweigenden Straßen meist in einem schlechten Zustand, sehr schmal und vielerorts nicht befestigt.
Flores ist trotz seiner geringen Einwohnerzahl ein Vielvölkergemisch: Während an den Küsten vor allem malaiische Völker siedeln, wird das Landesinnere von melanisischen Volksgruppen besiedelt. Die Volksgruppen der Manggarai, die aus Westsumatra eingewandert sein sollen, der Ngagekeo, Ngada, Ende, Lio oder Sikko und vieler anderer sprechen eigene Sprachen und verschiedene Subdialekte.
Auch wenn sich 80% zum katholischen Glauben bekennen, gibt es vielerorts noch Ritualplätze und traditionelle Rituale ethnischen Ursprungs, die parallel zum allsonntäglichen Kirchenbesuch weiterhin gepflegt werden.
Übrigens: Namensgeber der Insel waren im 16. Jahrhundert die Portugiesen. 1544 sichtete ein portugiesisches Handelsschiff die östliche Spitze und nannte sie „Cabo das Flores“ (Kap der Blumen). Die ersten portugiesischen und europäischen Seefahrer und Kaufleute, die sich auf Flores niederließen, übernahmen den Namen für die gesamte Insel. Tatsächlich wachsen hier auch nicht mehr Blumen als auf den anderen Inseln Indonesiens.
Ein Schwerpunkt unserer Fahrt nach Flores sollte das Schnorcheln sein. Wir hatten bewusst auf das Great Barrier Reef verzichtet, weil es vielerorts zerstört ist, die Fahrten dorthin sehr teuer sind und das Wasser zu dieser Zeit recht kalt ist. Das hatten wir bereits empfindlich beim Surfen spüren können: Ohne Neo war ein längerer Wasserbesuch nicht möglich.
Daraus hatte sich unsere Reiseroute ergeben. Erster Zielort war Maumere und das Budisun Diving Resort, das ich direkt über die Internetseite gebucht hatte. Viele für europäische Verhältnisse akzeptable Unterkünfte gibt es hier nicht. Unser Resort, 14 km östlich von Maumere, war sehr ruhig, umgeben von einem idyllisch angelegten Garten, mit guter Ausstattung, tollem Essen und sehr gutem Service. Günter, ein tauchsportbegeisterter Deutscher hat dabei geholfen, die Infrastruktur für das Schnorcheln und Tauchen im Budisun aufzubauen. Netti, eine Indonesierin aus Flores, die viele Jahre in Berlin gelebt hatte, und jetzt mit ihrem Mann hier lebt, gehört das Resort.
Unsere Aktivitäten auf Flores
In Maumere organisierten wir die Weiterfahrt nach Moni. Unser Ziel: Der Gunang Kelimutu, wegen seiner türkisfarbenen Kraterseen der bekannteste und meistbesuchte Vulkan auf Flores. Mit Flugzeug flogen wir von dem etwa zwei Stunden entfernten Ende, der zweitgrößten Stadt auf Flores, nach Labuan Bajo. Aus Zeitgründen ließen wir einige Spots auf häufig besuchten Landroute aus, weil alleine die Fahrt mindestens zwei Tage in Anspruch genommen hätte.
Auch die Tauch- und Schnorchelreviere vor den vorgelagerten Inseln Labuan Bajos gehören zu den besten Indonesiens. Die meisten Touristen beschränken sich auf das Tauchen und Schnorcheln, fahren dazu oft auf mehrtägigen Bootsfahrten die weitläufigen Tauchspots an. Zweite Attraktion und ein Must-do in Labuan Bajo ist die Schiffsfahrt nach Rinca oder Komodo, wo die wie aus einer anderen Zeit stammenden Riesenwarane, die Komodowarane leben, die von den Einheimischen fast liebevoll Dragons genannt werden.
Das etwa fünf Kilometer entfernte Puri Sari Beach Hotel gehörte zu den besten Unterkünften, die wir jemals in Südostasien (und das waren sehr viele) erlebt haben. Wir genossen die Ruhe und nutzten das Ambiente, um zwei Tage einfach vor Ort zu relaxen.
Elf Tage Flores reichen für einen ersten Eindruck sicher aus. Wir verbuchen diese erlebnisreichen Tage als sehr lohnend und wiederholenswert, dann aber gerne mit noch mehr Schnorchelerlebnissen.
Auf unseren Schnorcheltouren konnte ich meine neue Errungenschaft, eine Olympus T4 ausprobieren. Diese Outdoorkamera hat super funktioniert und teilweise tolle Unterwasserbilder gemacht. An einigen Stellen war die Sicht durch aufgewühltes Wasser leider getrübt - und die majestätischen Mantas leider nicht knackscharf. Aber auch in Wirklichkeit haben wir die nur etwas eingetrübt gesehen. Aber seht selbst:
Schnorcheln im Komodo Nationalpark